SPI - Software Process Improvement mit CMMI und ISO 15504

Ernest Wallmüller

SPI

Software Process Improvement mit CMMI und ISO 15504

2007

213 Seiten

Format: PDF, Online Lesen

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ISBN: 9783446408906

 

4 CMMI Reifestufe 2 – Institutionalisieren von gemanagten Prozessen (S. 55-56)

Die Institutionalisierung von Prozessen ist ein wichtiges Konzept im Rahmen der Prozessverbesserung. In Kapitel 4, 5 und 6 verwenden wir das Stufenmodell von CMMI und charakterisieren den Grad der Institutionalisierung von Prozessen. Die Institutionalisierung von Prozessen wird grundsätzlich über die Erfüllung von generischen Zielen und generische Praktiken gesteuert.

Die größte Hürde für viele Organisationen ist der Sprung von einer unreifen IT- bzw. Software-Organisation (Reifegrad 1) zu einer reiferen Prozessorganisation (Reifegrad 2). Reifegrad 1 bedeutet, dass die Prozesse ad hoc ausgeführt werden, d. h. die Mitarbeiter erledigen ihre Arbeit spontan. Problematisch ist die Tatsache, dass die Arbeit teilweise redundant erfolgt, nur schwer planbar ist und die Mitarbeiter die Methoden und Hilfsmittel für Arbeitsergebnisse nicht einheitlich nutzen. Weitere Merkmale von Reifestufe 1 sind die Übernahme zu hoher Verpflichtungen (over-commitment), das Nichteinhalten von Plänen, die Nichtwiederholbarkeit von Arbeitsleistungen, das Überschreiten von Zeit- und Kostenvorgaben. Dies bedeutet nicht immer schlechte Produktqualität, doch der Erfolg hängt wesentlich von einzelnen Personen (Helden) ab. Wenn diese Personen die Organisation verlassen, kommt es zu noch größeren Problemen.

Reifegrad 2 charakterisiert der Austausch von Erfahrungswissen und Gelerntem (lessons learned) sowie anerkannten Praktiken. Weitere Merkmale sind:

- Stabile Planung und Verfolgung des Projekts.
- Frühere Erfolge können wiederholt werden.
- Realistische Verpflichtungen werden vereinbart und auch eingehalten.
- Technische Praktiken sind nicht organisationsweit definiert und variieren von Projekt zu Projekt.

Reifegrad 2 konzentriert sich auf das Managen der Arbeitsprozesse, d. h. der Projektprozess ist unter wirksamer Steuerung bzw. Kontrolle von einem Projektmanagementsystem und folgt realistischen Plänen, die auf der Arbeitsleistung bzw. den Erfahrungsdaten früherer Projekte beruhen.

Dem Reifegrad 2 im Stufenmodell von CMMI sind sieben Prozessbereiche zugeordnet, die zum Management der Projektleistung beitragen:

- Anforderungsmanagement (REQM in Kategorie ENG)
- Projektplanung (PP in Kategorie MAN)
- Projektüberwachung und -steuerung (PMC in Kategorie MAN)
- Management von Lieferantenvereinbarungen (SAM in Kategorie MAN)
- Messung und Analyse (MA in Kategorie SUP)
- Prozess- und Produktqualitätssicherung (PPQA in Kategorie SUP)
- Konfigurationsmanagement (CM in Kategorie SUP)

Wie wir in Kapitel 3 gezeigt haben, hat jeder Prozessbereich spezifische und generische Ziele. Die spezifischen Ziele und Praktiken werden wir anschließend für jeden Prozessbereich von Reifestufe 2 besprechen (Abschnitt 4.1 bis 4.7). Die Erfüllung der generischen Ziele trägt dazu bei, dass die Prozessbereiche institutionalisiert werden, d. h. die Organisation stellt die konsistente Einhaltung der Prozessziele sicher, auch wenn Schlüsselpersonen die Firma verlassen haben.

 

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