Automatisiertes Testen Eingebetteter Systeme in der Automobilindustrie.

Eric Sax

Automatisiertes Testen Eingebetteter Systeme in der Automobilindustrie.

2008

238 Seiten

Format: PDF, Online Lesen

E-Book: €  39,99

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ISBN: 9783446419018

 

2 Der Testprozess (S. 13-14)

Jochen Hagel

2.1 Prozesse – Bremse oder Motor beim Testen?

Prozesse werden in der aktuellen Diskussion neben der Etablierung von herstellerübergreifenden Standards und Modulstrategien als eines der Schlüsselthemen einer erfolgreichen Elektronikentwicklung betrachtet [VDI07]. Dabei besteht inzwischen ein allgemeiner Konsens über die Notwendigkeit des Einsatzes von Prozessen. Als wichtige Prozessnormen wurden ISO/IEC 15 504-5 (SPICE) [ISO 15 504-5] und IEC TR 61 508 [IEC 61 508] identifiziert, die inzwischen auch für die Anforderungen der Automobilindustrie angepasst wurden, bzw. noch werden. So existieren und entstehen automobilspezifische Versionen der Normen wie automotive SPICE™ [ASI07a, ASI07b] und ISO 26 262 [ISO 26 262] (s. Abschnitt 3.5.3).

Auch wenn die Eckpunkte der Prozessanforderungen somit identifiziert und beschlossen sind, zeigt sich in der Praxis, dass in vielen Projekten – insbesondere beim Testen – noch keine geeignete, normgerechte Umsetzung vorliegt. Deshalb ist das Testen aktuell auch in vielen SPICE Assessments ein kritischer Teilprozess. Die Norm allein kann hier nicht von sich aus die notwendigen Antworten liefern. In der Praxis werden Prozesse oft eher als Behinderung der Testaktivitäten empfunden. Dies gilt insbesondere, wenn sie nur eingeführt werden, um Prozessnormen oder Kundenanforderungen zu erfüllen und nicht zur Erleichterung und Verbesserung der Testaufgaben führen. Deshalb ist bei der – zweifellos sinnvollen – Nutzung von Prozessen im Testen besonders wichtig, praxisnahe Lösungen einzuführen, die sich am Arbeitsalltag der Organisationen orientieren. Sinnvolle Prozesse müssen auf die konkrete Testsituation angepasst sein. Sie definieren nicht nur Anforderungen, sondern liefern Lösungskonzepte und führen zu konkreten Arbeitsanweisungen. Wenn Prozesse die beschriebenen Anforderungen erfüllen, können sie ein Motor des Testens werden, indem sie eine Fokussierung auf die wesentlichen Aufgaben unterstützen und die Ergebnisse der Testaktivitäten transparent machen. So tragen gut gewählte Testprozesse entscheidend zur Qualitätstransparenz und letztlich zur Kundenzufriedenheit bei. Im Folgenden wird beschrieben, wie Prozesse in aktuellen und zukünftigen Fahrzeug entwicklungen erfolgreich eingesetzt werden können. Im ersten Teil werden kurz wichtige Grundbegriffe erläutert und Ziele und Mehrwert einer Prozesseinführung diskutiert. Anschließend wird beschrieben, wie und wodurch bei verschiedenen Testaspekten geeignete Prozesse entscheidend zum Projekterfolg beitragen. Dabei wird hauptsächlich zwischen internen Prozessen innerhalb eines Testbereiches und übergreifenden globalen Testprozessen unterschieden.

Im zweiten Teil (Abschnitt 2.4) wird dargestellt, wie eine erfolgreiche Prozesseinführung in Testprojekten erfolgen kann. Dazu werden die Grundkonzepte eines Prozesswerkzeugs zur Etablierung und Verbesserung von Testprozessen skizziert. Zentrale Anforderungen hierbei sind praxisnahe Konzepte, Skalierbarkeit und Modularität. Die verwendete Prozessreferenz für Testprozesse ist abgestimmt mit automotive SPICE™ und vorbereitet für den Einsatz in Kombination mit dem kommenden Standard für funktionale Sicherheit von Elektronik in Fahrzeugen ISO 26 262. Weiterhin werden verschiedene Szenarien diskutiert, um in vorhandenen Strukturen erfolgreich neue oder veränderte Prozesse einzuführen, bzw. vorhandene Prozesse zu verbessern.

 

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