Technisches Zeichnen für Maschinenbauer

Horst-Walter Grollius

Technisches Zeichnen für Maschinenbauer

2016

194 Seiten

Format: PDF, ePUB, Online Lesen

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ISBN: 9783446448414

 

4 Darstellung von Bauteilen
4.1  Darstellung mittels Projektionsmethode 1

Zur Darstellung der in den Bildern 4.1 bis 4.5 gezeigten Bauteile wird die Projektionsmethode 1 verwendet. In der unteren rechten Ecke eines jeden Bildes wird das Bauteil zur besseren Vorstellung in isometrischer (räumlicher) Darstellung gezeigt. Durch Betrachtung dieser Darstellung aus den jeweiligen Blickrichtungen lassen sich die einzelnen Ansichten des betreffenden Bauteils zeichnen.

Die in den Bildern 4.1 bis 4.4 gezeigten Bauteile sind durch drei Ansichten dargestellt: die Vorderansicht, die Seitenansicht und die Draufsicht. Das Bauteil des Bildes 4.5 kommt mit zwei Ansichten aus.

Hinweis: Die in den Bildern 4.1 bis 4.5 zu findenden Maßangaben dienen lediglich zur Beschreibung der Geometrie des jeweiligen Bauteils. Es handelt sich hierbei nicht um korrekte (DIN-gerechte) Bemaßungen. Auch fehlen weitere Angaben, die zur Komplettierung von technischen Zeichnungen unbedingt erforderlich sind. Darauf wird in den Kapiteln 5 bis 12 näher eingegangen. Dem Leser wird empfohlen, die Bauteile zu Übungszwecken einmal selbst zu zeichnen. Dabei können die angegebenen Maße verwendet werden.

 

Bild 4.1: Bauteil 1

 

Bild 4.2: Bauteil 2

 

Bild 4.3: Bauteil 3

 

Bild 4.4: Bauteil 4

 

Bild 4.5: Bauteil 5

4.2  Darstellung mittels Schnitten
4.2.1  Allgemeines

Mithilfe von Schnitten ist es möglich, die Geometrie im Innern von Bauteilen deutlich zu machen.

Als Beispiel hierfür zeigt Bild 4.6 (links) ein quaderförmiges Bauteil, an dessen Vorder- und Seitenfläche je eine Bohrung zu erkennen ist. Die innere Geometrie des Bauteils könnte mittels Darstellung unsichtbarer Kanten verdeutlicht werden, worauf hier allerdings verzichtet wird. Besser ist es, das Bauteil (gedanklich) so zu schneiden, dass seine innere Gestalt dadurch zweifelsfrei zum Ausdruck kommt. Es bietet sich hier an, als Schnittebene die Ebene zu wählen, die die Bohrungsachsen einschließt. Die mit a, b, c und d gekennzeichneten Linien sind die Randlinien dieser Schnittebene.

Durch die Schnittebene wird das Bauteil in eine obere und eine untere Hälfte geteilt. In Bild 4.6 (rechts) ist nur die untere Hälfte des Bauteils dargestellt, da diese den Einblick in das Innere des Bauteils erlaubt. Zu erkennen sind die im Zentrum liegenden Bohrungen mit unterschiedlichen Durchmessern und die quer dazu angeordneten beiden Bohrungen, die das Bauteil in seiner gesamten Breite durchdringen.

 

Bild 4.6: Quaderförmiges Bauteil mit innen liegenden Bohrungen und außen liegender Nut

Bild 4.7 zeigt den Schnitt des Bauteils des Bildes 4.6 (rechts), wie sich dieser in einer technischen Zeichnung darstellt. Die Schnittflächen werden durch die Schraffur besonders hervorgehoben, die aus dünnen Volllinien besteht und gegenüber den Körperkanten um 45° (bzw. 135°) geneigt sind.

Der Abstand der Schraffurlinien ist nicht durch eine Norm festgelegt. Er sollte sich an der Größe der zu schraffierenden Fläche orientieren. Für ein bestimmtes Bauteil werden alle Schnittflächen einheitlich schraffiert, d. h., der Abstand und die Neigung der Schraffurlinien gegenüber den Körperkanten sind überall gleich.

 

Bild 4.7: Schnittansicht des in Bild 4.6 gezeigten Bauteils

Hinweis: Die DIN 201 bietet für unterschiedliche Materialien spezifische Schraffurmuster an. Es wird in Schraffurmuster für feste, flüssige und gasförmige Stoffe unterschieden.

4.2.2  Vollschnitt, Halbschnitt und Teilschnitt

Bei der in Bild 4.7 gezeigten Schnittdarstellung handelt es sich um einen Vollschnitt des Bauteils, da dieses durch die Schnittebene vollständig durchtrennt wird. Ein Halbschnitt liegt vor, wenn eine Teil des Bauteils im Schnitt und der andere Teil in der Ansicht gezeichnet wird. Die Trennlinie beider Teile ist die als strichpunktierte Linie ausgeführte Mittellinie (Bild 4.8, links). Ein Teilschnitt, der auch Ausbruch genannt wird, zeigt das Innere des Bauteils im Schnitt nur in einem bestimmten Bereich. Der übrige Bereich verbleibt in der Ansicht. Die Trennung beider Bereiche erfolgt durch eine als schmale Freihandlinie (gezackte Linie) gezeichnete Bruchlinie (Bild 4.8, rechts).

 

Bild 4.8: Halbschnitt und Teilschnitt (Ausbruch) des Bauteils nach Bild 4.7

4.2.3  Kennzeichnung des Schnittverlaufs

Bei den in den Bildern 4.6, 4.7 und 4.8 gezeigten Schnittdarstellungen ist die Lage der Schnittebenen eindeutig. Eine besondere Kennzeichnung dieser Ebenen ist deshalb nicht erforderlich.

Durch Einzeichnen von Schnittverlaufslinien (Schnittlinien) mit Pfeilen für die Blickrichtung besteht die Möglichkeit, den dargestellten Schnitt der Ansicht des Bauteils eindeutig zuzuordnen. Der Betrachter der technischen Zeichnung weiß somit genau, an welcher Stelle des Bauteils sich die Schnittebenen (Schnitte) befinden. Durch die Pfeile wird die Blickrichtung auf die Schnittfläche angegeben. Die Zeichnung des Bildes 4.9 gibt hierzu ein Beispiel.

 

Bild 4.9: Kennzeichnung der Lage der Schnittebene

Die Schnittlinie beginnt außerhalb der Bauteilansicht und wird als breite Strichpunklinie gezeichnet, die kurz nach dem Durchschneiden der Bauteilkante endet.

Hinweis: In der DIN ISO 128-40 ist festgelegt, mit welchen Abmessungen die Richtungspfeile auszuführen sind.

Das in Bild 4.9 dargestellte Bauteil benötigt zur Beschreibung seiner vollständigen Geometrie einen weiteren Schnitt (Bild 4.10).

 

Bild 4.10: Kennzeichnung der Lage mehrerer Schnittebenen

Zur Kennzeichnung der einzelnen Schnitte dienen die an den Schnittlinien positionierten Großbuchstaben. Die gleichen Buchstaben werden auch für die Zuordnung von Schnitten und Schnittdarstellungen, angeordnet oberhalb der Schnittdarstellungen (hier: A?A und B?B), verwendet.

In Bild 4.11 ist ein Bauteil mit abgeknickten Schnittlinien und den dazu gehörenden Schnitten zu sehen. Durch die abgeknickten Schnittlinien ergeben sich für den jeweiligen Schnitt parallel versetzte Schnittebenen. Auf diese Weise ist es möglich, mehr Informationen in einen Schnitt zu legen, wodurch sich die für die vollständige Darstellung des Bauteils erforderliche Anzahl der Schnitte reduzieren lässt. Der Schnittverlauf wird durch Großbuchstaben in alphabetisch aufsteigender Reihenfolge gekennzeichnet (jede Knickstelle erhält einen Buchstaben). Die Knickstellen sind durch „Winkel“ aus breiten Volllinien darzustellen.

 

Bild 4.11: Parallel versetzte Schnittebenen (abgeknickte Schnittlinien)

Hinweis: In der Praxis wird häufig auf die Kennzeichnung der Knickstellen des Schnittverlaufs durch Großbuchstaben verzichtet. Das geschieht insbesondere dann, wenn der Schnittverlauf zweifelsfrei zu erkennen ist. Es werden dann nur der Anfang und das Ende des Schnittverlaufs durch gleiche Großbuchstaben gekennzeichnet (Bild 4.10).

4.2.4  Besonderheiten bei Schnittdarstellungen

Anhand der Bilder 4.12 bis 4.25 soll auf einige bei Schnittdarstellungen zu beachtende Besonderheiten eingegangen werden.

Bild 4.12 zeigt ein Bauteil, bei dem parallel versetzte Schnittebenen vorliegen, wobei die Abknicklinie ein Teilstück der Mittellinie ist. In einem solchen Fall sind die Schraffurlinien der Schnittdarstellung gegeneinander versetzt zu zeichnen.

 

Bild 4.12: Parallel versetzte Schnittebenen ? Abknicklinie als Teilstück der Mittellinie

Der Schnittverlauf kann, wenn dies sinnvoll sein sollte, auch aus dem Bauteil herausgeführt und wieder in dieses hineingeführt werden. Bei dem in Bild 4.13 dargestellten Bauteil ist dies wegen der Verdeutlichung der in den Zylinder eingearbeiteten Tasche zweckmäßig. Die Trennungslinien werden an den betreffenden Stellen als dünne Zickzacklinien gezeichnet.

 

Bild 4.13: Aus dem Bauteil heraus- und wieder hinein geführter Schnittverlauf

Hinweis: Die in Bild 4.13 angegebenen Maße sollen verdeutlichen, dass die Grundform dieses Bauteils ein Zylinder mit ø 80 mm und 65 mm Höhe ist.

Beim Bauteil des Bildes 4.14 liegen die Schnittebenen in einem Winkel zueinander. In einem solchen Fall wird (gedanklich)...

 

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