Der Gefühlscode - Die Entschlüsselung unserer Emotionen

Giovanni Frazzetto

Der Gefühlscode

Die Entschlüsselung unserer Emotionen

2014

384 Seiten

Format: ePUB

E-Book: €  12,99

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ISBN: 9783446438811

 

Anmerkungen

1 Ch. Darwin, Der Ausdruck der Gemütsbewegungen bei den Menschen und den Tieren, Frankfurt 2000. Ansätze zu seinen Theorien über Verhalten und Gefühle finden sich bereits in Darwins frühen Notizbüchern.

2 P. Prodger, Darwin’s Camera: Art and Photography in the Theory of Evolution, Oxford 2009.

3 Einen guten Überblick über Gefühle als entwickelte neurale Schaltkreise und ihre Erforschung bei niederen Tieren gibt Joseph LeDoux, „Rethinking the Emotional Brain“, in: Neuron 73 (2012), S. 653 – 676.

4 Diese Unterscheidung hat in einer etwas anderen Begrifflichkeit schon Ende des neunzehnten Jahrhunderts der amerikanische Psychologe William James getroffen, auf dessen Werk ich in Kapitel drei eingehen werde. Ausgebaut und erweitert hat sie der Neurowissenschaftler Antonio Damasio, Descartes’ Irrtum. Fühlen, Denken und das menschliche Gehirn, Berlin 2004, und: Ich fühle, also bin ich. Die Entschlüsselung des Bewusstseins, München 2000.

5 In den 1960er bis 1980er Jahren sammelte der Psychologe Paul Ekman Bilder und Daten aus entlegenen Gebieten wie Papua-Neuguinea, um Darwins Theorie zu bestätigen und den Ausdruck der Gesichtsmuskulatur genau zu beschreiben, siehe: Gefühle lesen. Wie Sie Emotionen erkennen und richtig interpretieren, Heidelberg 2010.

6 C. U. M. Smith, „The Triune Brain in Antiquity: Plato, Aristotle, Erasistratus“, in: Journal of the History of the Neurosciences, 19 (2010), S. 1 – 14. Siehe im Timaios die Abschnitte 69c–71d.

7 Zum Konzept des „dreieinigen Gehirns“ in der Neuropsychologie siehe den grundlegenden Text von Paul McLean, The Triune Brain, New York 1990.

8 Eine interessante, detaillierte Darstellung der Evolution des Neokortex findet sich bei P. Rakic, „Evolution of the neoKortex: perspective from developmental biology“, in: Nat. Rev. Neurosci., 10 (2010), S. 724 – 735.

9 Es gibt noch eine andere komplementäre Klassifizierungsmöglichkeit für unser emotionales und denkendes Selbst. Der großartige Psychologe Daniel Kahneman unterscheidet zwischen zwei Hauptsystemen für die Verarbeitung von Tatsachen, Wissen und Entscheidungen, siehe D. Kahneman, Schnelles Denken, langsames Denken, München 2012. System Eins ist schnell, intuitiv und irrational, System Zwei dagegen langsam, logisch, bewusst und rational. Mit dem ersten System treffen wir Entscheidungen in Sekundenschnelle, während das zweite eher kritisch ist und erst nach langem Überlegen zu Urteilen kommt. Es ist evolutionsgeschichtlich jünger und verbraucht mehr Energie. Die beiden Systeme lassen sich in etwa mit Freuds Es und Ich vergleichen. Zu den Unterschieden zwischen Kahnemans und Freuds Denken vgl. F. Dyson, „How to dispel your illusions“, in: New York Review of Books, 22. Dezember 2011.

10 Eine ausführliche Beschreibung des Unfalls in: A. Damasio, Descartes’ Irrtum, a. a. O.

11 Einen ausgezeichneten Bericht über die Untersuchung von Phineas Gages Schädel liefern H. Damasio u. a., „The return of Phineas Gage: clues about the brain from the skull of a famous patient“, in: Science, 264 (2010), S. 1102 – 1105; zur ursprünglichen Veröffentlichung des Berichts von Phineas Gages Arzt: J. Harlow, Pub. Mass. Med. Soc., 2, 1868, S. 327.

12 Während ich an diesem Kapitel schrieb, erlitt ein Mann in Brasilien einen ähnlichen Unfall wie Phineas Gage. Dieser neue Patient war kein Bergarbeiter, sein Gehirn wurde von einer Eisenstange durchbohrt, die von oben in den Schädel eindrang. Dieser Fall wird vielleicht dafür sorgen, dass Phineas Gage eine Weile in Ruhe gelassen wird, aber es dauert natürlich eine gewisse Zeit, bis die Folgen des Unfalls zu sehen sind und wissenschaftlich untersucht werden können: Eli MacKinnon, „Eduardo Leite dubbed modern-day Phineas Gage after pole pierces his brain“, in: Huffington Post (Science), 22. August 2012.

13 A. Bechara, H. Damasio, D. Tranel und A. R. Damasio, „Deciding advantageously before knowing the advantageous strategy“, in: Science, 275 (1997), S. 1293 – 1295.

14 David Brooks, im Gespräch mit Antonio Damasio, auf Fora.TV: http://fora.tv/2009/07/04/Antonio_Damasio_This_Time_With_Feeling

15 Es ist daran zu erinnern, dass der präfrontale Kortex anatomisch und funktional heterogen ist, sodass, je nachdem welcher seiner „Sektoren“ verletzt ist, unterschiedliche Folgen auftreten. Die bei Gage und anderen Patienten festgestellten Läsionen betrafen große Sektionen des präfrontalen Kortex. Wenn Wissenschaftler solche Verletzungen mit modernen bildgebenden Techniken untersuchen, bestimmen sie, so gut es geht, deren Lage und Umfang, um Verhaltensschattierungen verschiedenen Teilbereichen zuzuordnen. Einen guten Überblick über den Zusammenhang von PFK und der Neigung zu Gewalttaten liefern Y. Yang und A. Raine, „Prefrontal Structural and functional brain imaging findings in anti-social, violent, and psychopathic individuals: a meta-analysis“, in: Psychiatry Research, 174 (2009), S. 81 – 88. Zur Rolle des PFK für die soziale Wahrnehmung siehe D. M. Amodio und C. D. Frith, „Meeting of minds: the medial frontal Kortex and social cognition“, in: Nature Rev. Neurosci., 7 (2006), S. 268 – 277.

16 R. J. R. Blair und L. Cipolotti, „Impaired social response reversal. A case of ‚acquired sociopathy‘“, in: Brain, 123 (2000), S. 1122 – 1141.

17 Interessanterweise zeigen Patienten mit Beeinträchtigungen der frontalen Hirnpartien, die sie sich schon in der Kindheit zugezogen haben, lebenslange und auch schwerere Verhaltensveränderungen als Phineas oder andere Patienten wie Elliot und Jay, die ihre Hirnverletzungen im Erwachsenenalter erlitten haben. Ihre größere Insensibilität für moralische und gesellschaftliche Regeln und ihre insgesamt mangelnde Fähigkeit, soziales Wissen zu erwerben, kann darauf zurückzuführen sein, dass die verletzten Regionen eine Rolle spielen beim Erwerb sozialen Wissens. Zu zwei Fällen von Patienten mit Läsionen des präfrontalen Kortex aus dem Kleinkindalter siehe S. W. Anderson, A. Bechara, H. Damasio, D. Tranel und A. R. Damasio, „Impairment of social and moral behavior related to early damage in human prefrontal Kortex“, in: Nature Neuroscience, 2 (1999), S. 1032 – 1037.

18 A. Raine, J. R. Meloy, S. Bihrle, J. Stoddard, L. LaCasse und M. S. Buchsbaum, „Reduced pre-frontal and increased subcortical brain functioning assessed using positron emission tomography in predatory and affective murderers“, in: Behav. Sci. Law, 16 (1998), S. 319 – 332; A. Raine, M. S. Buchsbaum und L. LaCasse, „Brain abnormalities in murderers indicated by positron emission tomography“, in: Biol. Psychiatry, 42 (1997), S. 495 – 508.

19 R. J. Davidson, K. M. Putnam und C. L. Larson, „Dysfunction in the neural circuitry of emotion regulation – a possible prelude to violence“, in: Science, 289 (2000), S. 591 – 594.

20 Ein von Dr. Shiva und seinen Kollegen 1999 durchgeführtes Experiment zeigte auf elegante Weise den unter der Kontrolle des PFK stehenden Kampf zwischen Gefühl und Denken und demonstrierte, dass der PFK nicht viele kognitive Aufgaben gleichzeitig bewältigen kann. Die Teilnehmer wurden aufgefordert, sich eine Zahl zu merken (also ihr Kurzzeitgedächtnis zu benutzen) und dann zwischen einer Schale mit Obstsalat und einem Schokoladenkuchen zu wählen. Diejenigen, die sich eine siebenstellige Zahl einprägen mussten, konnten der Versuchung nicht widerstehen und wählten den Schokoladenkuchen. Dagegen waren die Teilnehmer, die nur eine einstellige Zahl behalten mussten, in der Lage, ihren PFK einzusetzen, sie konnten ihren Willen aktivieren und sich für die gesündere Speise entscheiden. Bei einer niedrigeren kognitiven Belastung verfügen wir also über mehr Willenskraft und können Versuchungen eher widerstehen. Der PFK spielt auch eine Rolle für das Arbeitsgedächtnis, das Informationen für den künftigen Gebrauch und weitere Bearbeitungen speichert. Darauf werde ich in Kapitel Sechs zurückkommen.

21 H. G. Brunner u. a., „X-linked borderline mental retardation with prominent behavioural disturbance:...

 

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