Projektmanagement

7 Das Jagdgebiet im Blick - Wie Sie das Projektumfeld, Stakeholder und Risiken analysieren ( S. 101)

Unterschiedliche Witterungsbedingungen beeinflussen den Jagderfolg einesWolfsrudels ebenso wie die Population von Beutetieren und möglichen Konkurrenten. Auch wenn Wölfe kaum natürliche Feinde haben, gibt es doch immer wieder heikle Begegnungen mit Wölfen aus anderen Rudeln, mit Bären oder Pumas, die entweder die Jagd oder aber zumindest den ruhigen Verzehr einer erlegten Beute beeinflussen. Neben den negativen gibt es aber auch positive Einflüsse. So erleichtert das Zusammenspiel von Wolf und Rabe immer wieder die Jagd der Wölfe, indem die Raben kranke oder schon tote Beutetiere anzeigen.

Die Witterungsbedingungen sind, wie sie sind. Starker Schneefall kann genauso behindern wie ungewöhnlich große Hitze. Der Wolf muss sich den Bedingungen anpassen und geeignete Strategien entwickeln, um trotzdem mit möglichst geringem Energieaufwand Jagderfolge zu erzielen. Anders ist es bei den Konkurrenten. Das Verhalten von Kojoten, Bären oder auch Pumas ist von den Wölfen durchaus beeinflussbar und steuerbar. Schon so mancher Kojote, der sich an einer von Wölfen erlegten Beute gütlich tun wollte, gab sein Ansinnen angesichts wölfischer Drohgebärden schnell wieder auf.

Auch vielen Bären vergeht der Appetit beim Anblick eines angriffsbereiten Wolfsrudels. Manche Einflüsse auf Projekte sind nur schwerlich oder gar nicht zu ändern. Man muss sich arrangieren. Andere Einflüsse sind zwar eher negativ, dafür aber aktiv beeinflussbar und steuerbar. Neben den eher hinderlichen Einflüssen lassen sich in den meisten Projekten aber auch für das Projekt förderliche Einflüsse lokalisieren. Vorausgesetzt, man beschäftigt sich mit dem Projektumfeld. In der Praxis wird das Projektumfeld jedoch häufig sträflich vernachlässigt.

Witterungsbedingungen werden bei Bau- oder Anlagenprojekten ignoriert, kulturellen Unterschieden wird zu wenig Aufmerk- samkeit geschenkt, gesetzliche Bestimmungen werden missachtet. Die Aufzählung ließe sich beliebig erweitern und ergänzen. Die mangelnde Beschäftigung mit dem Projektumfeld ist immer wieder ein Grund für Probleme in Projekten. So tauchen beispielsweise auf einmal und ganz plötzlich Anwohner auf und legen bei einem Bauprojekt Einspruch ein, der seinerseits wiederum zu einer Terminverzögerung führt.

Ganze Entwicklungsprojekte geraten ins Wanken, weil ein Wettbewerber eine bessere Technologie frühzeitiger auf den Markt bringt als das eigene Unternehmen und keiner den Wettbewerbern die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt hat. Viele der im Projektverlauf auftretenden hinderlichen oder förderlichen Einflüsse lassen sich mit einer Projektumfeld- und Stakeholderanalyse frühzeitig erkennen. Das Projektumfeld umfasst all die Einflüsse, die auf das Projekt während seines gesamten Lebenszyklus direkt oder indirekt einwirken (Bild 7.1).

Das Projektergebnis wird maßgeblich durch die personelle und materielle Ausstattung des Teams, vorhandenes Know-how sowie die Teamkultur beeinflusst. Das eigene Unternehmen, in das das Projektteam eingebunden ist, der Auftraggeber sowie mögliche Liefe- ranten sind ebenfalls zu berücksichtigen. Ebenso wie das Projektteam beeinflussen sie durch die personelle und materielle Ausstattung ihrer Organisation, das Know-how und durch ihre Unternehmenskultur das Projektergebnis stark. Daneben gibt es Einflüsse, die sich aus der Gesellschaft, in die das Projekt eingebettet ist, deren Kultur, deren Politik und Gesetzgebung und durch den Stand der Technik und Wissenschaft ergeben.

Jeder dieser Faktoren hat entweder direkt oder zumindest indirekt Einfluss auf das Projektergebnis. Einflüsse, die aus dem Projektteam, der Stammorganisation, der Auftraggeberorganisation oder aus der Lieferantenorganisation herrühren, haben in der Regel direkten Einfluss. Wenn bei Projekten das Projektumfeld nicht beachtet wird, kann das dramatische Folgen haben.