Elektronische Ausweisdokumente - Grundlagen und Praxisbeispiele

Klaus Schmeh

Elektronische Ausweisdokumente

Grundlagen und Praxisbeispiele

2009

282 Seiten

Format: PDF, Online Lesen

E-Book: €  31,99

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ISBN: 9783446421080

 

5 Elektronische Ausweise im Überblick (S. 67-68)

Ausweisdokumente haben in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten eine interessante Geschichte durchlebt (siehe Abschnitt 2.2). Dabei hat sich zwar die Technik zur Herstellung der jeweiligen Dokumente ständig weiterentwickelt, doch der grundsätzliche Umgang mit Ausweisen hat sich nicht wesentlich verändert. Durch das Aufkommen elektronischer Ausweise ist derzeit jedoch eine Revolution im Gange, wie sie das Ausweiswesen noch nie erlebt hat. Durch die neue Technik ist es möglich, Ausweise auf völlig andere Art zu nutzen als bisher und damit komplett neue Anwendungsbereiche zu erschließen. Wir stehen also am Anfang einer neuen Ära.

Als elektronischen Ausweis bezeichne ich in diesem Buch (wie in Abschnitt 1.1 erwähnt) einen Ausweis, der mit einem Mikrochip ausgestattet ist. Mit Ausweis ist dabei – wie in diesem Buch üblich – ein Dokument gemeint, das geeignet ist, den Inhaber zu identifizieren (meist mithilfe eines aufgedruckten Passfotos). Eine beliebige Chipkarte, auf der der Name des Inhabers steht, ist daher im Sinne dieses Buchs kein elektronischer Ausweis. Oder anders formuliert: Nur eine Karte, die sich auch ohne Nutzung des Chips (als visueller Ausweis) verwenden lässt, fällt unter die beschriebene Definition.

5.1 Die Technik elektronischer Ausweise

Optisch gesehen unterscheidet sich ein elektronischer Ausweis meist nicht wesentlich von seinen nichtelektronischen Verwandten (er soll ja auch als visueller Ausweis nutzbar sein). Auf dem Dokument sind meist Angaben wie der Name, die Adresse oder das Geburtsdatum des Inhabers vermerkt. Zudem ist ein Passfoto aufgedruckt (ohne ein solches handelt es sich in der Regel nicht um einen Ausweis im Sinne dieses Buchs). Aufwendigere elektronische Ausweise sind zudem mit physikalischen Sicherheitsmerkmalen (z. B. einem Hologramm) ausgestattet.

5.1.1 Vor- und Nachteile elektronischer Ausweise

Durch den Mikrochip haben elektronische Ausweisdokumente gegenüber visuellen Ausweisen einige klare Vorteile. Insbesondere ist die Sicherheit höher, wie folgende Argumente belegen:

?? Ein Mikrochip ist schwer zu fälschen. Kryptografische Verfahren, die auf dem Ausweis zum Einsatz kommen, verstärken die Fälschungssicherheit.

?? Die vom Mikrochip gespeicherten Daten sind nicht ohne Weiteres auslesbar. Bei einem nichtelektronischen Ausweis kann dagegen jeder, der das Dokument in die Hand bekommt, die aufgedruckten Informationen ablesen.

?? Wenn ein elektronischer Ausweis Biometrie unterstützt, dann ist eine Fremdnutzung deutlich schwieriger als bei einem visuellen Ausweis.

Elektronische Ausweise sind nicht nur sicherer als nichtelektronische, sondern haben einige weitere Vorteile. Hier sind die wichtigsten:

?? Ein elektronischer Ausweis kann deutlich mehr Daten speichern, als sich auf einen visuellen Ausweis aufdrucken lassen.

?? Ein elektronischer Ausweis ist bei vielen Online-Anwendungen eine benutzerfreundliche und sichere Alternative zu Passwörtern. An die Stelle der Passwortabfrage tritt hierbei eine Challenge-Response-Authentifizierung.

?? Mit einem elektronischen Ausweis kann der Inhaber digitale Signaturen anfertigen.
?? Ein elektronischer Ausweis ist als Schlüsselersatz in der Zutrittskontrolle geeignet.
?? Auf einen elektronischen Ausweis lässt sich eine Bezahlfunktion aufbringen. Der Ausweis kann hierbei als Kreditkarte dienen oder ein einfaches Bezahlen kleiner Beträge erlauben (ähnlich wie die deutsche Geldkarte, die österreichische Quick oder die schweizerische CASH).

Diesen Vorteilen stehen natürlich auch Nachteile gegenüber. So ist beispielsweise nicht zu bestreiten, dass elektronische Ausweise teurer sind als nichtelektronische. Es gibt zudem Möglichkeiten, einen elektronischen Ausweis (genauer gesagt den darauf angebrachten Chip) zu zerstören, ohne dass es unmittelbar auffällt. Außerdem besteht bei digitalen Daten immer die Gefahr, dass ein Unbefugter sie kopiert oder ausspäht. Allerdings gibt es zu derartigen Bedrohungen wirksame Gegenmaßnahmen, beispielsweise die in Abschnitt 3.2 beschriebenen kryptografischen Verfahren.

 

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