Apps machen - Der Kompaktkurs für Designer: Von der Idee bis zum klickbaren Prototyp

Karolina Schilling

Apps machen

Der Kompaktkurs für Designer: Von der Idee bis zum klickbaren Prototyp

2016

362 Seiten

Format: ePUB

E-Book: €  31,99

E-Book kaufen

E-Book kaufen

ISBN: 9783446450806

 

2 Das Potenzial Ihrer App

„Risks are a measure of people.

People who won’t take them are trying to preserve what they have.

People who do have them often end up having more.“

Paul Arden: It’s not how good you are, it’s how good you want to be

 

Mit allem, was ich bis heute erlebt, gesehen und verstanden habe, kann ich Ihnen zu dem Potenzial Ihrer App Folgendes sagen: Das Potenzial Ihrer App sind Sie. Oder Ihr Kunde, der sich tolle Menschen ? Sie ? ins Team holt.

Alle uns heute bekannten Portale, Apps und Webseiten wie Facebook, Instagram, Dropbox, tinder, Twitter, ja Google: So groß sie auch sein mögen, wie schnell sie auch gewachsen sind. Alles hat mit einem Menschen angefangen, der an etwas so sehr geglaubt hat, dass er diese Idee einfach weiterverfolgen musste. Das ist Begeisterung. Für alles, was Sie in der Welt erschaffen, um damit Menschen anzusprechen, brauchen Sie Begeisterung. Das ist das Potenzial Ihrer App.

Wenn Sie oder Ihr Kunde vorhaben, eine App in die Welt zu bringen und damit echte1 Nutzer anzusprechen und darüber hinaus Geld zu verdienen, dann sollte Ihnen klar sein, dass Sie dabei sind, ein immaterielles Produkt zu entwickeln. Eine App, die einer Zielgruppe einen Nutzen anbieten möchte, ist ein Produkt. Und Sie sind dann ein . . . o ja . . . Produkt-Designer.

Erfreulicherweise ist der Rahmen des Produkts technisch abgesteckt: Es handelt sich um ein digitales App-Produkt, die Verkaufsplattform sind App Stores und die Kunden sind Menschen, die ein Gerät besitzen, auf dem Apps ausgeführt werden können ? Smartphone, Smartwatch, Smartglass, Smart-x. Super, die technische Basis ist da, Tutorials sind da, Programmierkurse und Bücher zur ersten iOS App oder Android App gibt es zuhauf.

Doch was ist mit dem Inhalt, mit dem Nutzen, den die App transportieren soll? Woher wissen Sie, dass Ihre oder die Idee Ihres Kunden für die App gut ist? Was heißt in diesem Fall überhaupt gut? Und woher wissen Sie, ob jemand diese App wirklich benutzen würde? Wie können Sie prüfen, ob Ihre App Potenzial hat, um auf dem Markt, auf dem sich Unmengen von Apps tummeln, überhaupt Beachtung und Kunden zu finden?

In diesem Kapitel . . .

. . . gebe ich Ihnen Mittel und Wege an die Hand, das Potenzial Ihrer App zu prüfen, bevor Sie zu hohe Konzeptions- und Entwicklungskosten eingegangen sind.

2.1 Begeisterung ? der Schlüssel zur (App-)Kreation

Es gibt Begeisterung. Und es gibt Begeisterung! Manchmal begegne ich auf Partys Menschen, die sich darüber freuen, dass sie selbst eine neue App-Idee haben. Begeistert erzählen sie mir von der Idee, gestikulieren wild, erklären lang. Zwei Wochen später, wenn ich nachhake, wie es läuft, kommt ein: „Ach, das gibt’s schon.“ Worum ging es dann? Ums Angeben mit einer neuen Idee oder um die Lust, eine Sache in dieser Welt umzusetzen?

Daher empfehle ich Ihnen oder Ihrem Kunden zunächst, die Motivation zu dieser App-Idee zu identifizieren. Ob Sie die App in die Welt setzen wollen oder eben Ihr Kunde: Sie werden wissen, warum Sie es tun. Und dann wissen Sie, welcher Weg auf Sie zukommt.

  1. Motivation: Ich will was Neues machen. Bei Millionen von Apps in den Stores ist es ein mutiger Anspruch, dass Sie oder Ihr Kunde etwas völlig Neues, noch nie Dagewesenes erschaffen. Ich habe häufig mitbekommen, dass Menschen eine Idee wertvoll finden, wenn sie selbst denken, diese Idee wäre neu ? nach ein paar kurzen Recherchen im Internet kommt häufig heraus, dass dem nicht so ist. Oft macht sich dann Enttäuschung oder sogar Demotivation breit!

Es ist einfach ein Naturgesetz, dass bei so vielen Menschen auf dieser Welt und bei der regen Betriebsamkeit mehrere Menschen (oder Teams) eine gleiche Idee verfolgen. Es ist sehr sinnvoll für Sie, wenn Sie sich diesen Grundsatz klarmachen. Als Trost kann ich Ihnen mitgeben: Neu ist noch kein Nutzen. Und neu rettet auch nicht unbedingt die Welt. Wenn Sie also schon eine Konkurrenz oder eine ähnliche App ausfindig gemacht haben, lesen Sie den zweiten Punkt.

  1. Motivation: Ich will es besser machen. Nutzen Sie die Tatsache, dass es eine ähnliche App schon gibt und Sie Konkurrenz haben, als Vorteil. Der ist, dass diese Idee bereits präsent ist, also im Äther schwimmt, nicht lang und breit erklärt und der Menschheit vorsichtig vorgesetzt werden muss. Und Sie können sich an der Konkurrenz orientieren, um Ihre App beispielsweise besser zu machen. Oder um ein bestimmtes Feature, das die Konkurrenz-App nicht hat, anzubieten. Oder um eine ähnliche App mit Fokus auf eine bestimmte Zielgruppe anzubieten, beispielsweise Apps für Hundehalter. Oder Angler. Oder Züchter

    Vielleicht haben Sie sogar eine vorhandene App genutzt und nun fällt Ihnen bei der Nutzung auf, dass ein wesentlicher Aspekt in der App gar nicht abgebildet wurde. Dass also etwas Wichtiges fehlt. Wenn es Sie so sehr beschäftigt oder Sie eine Idee bekommen haben, wie es besser gehen könnte, dann lesen Sie Punkt 3.

    App-Beispiel: Instagram

    Instagram war keine neue Idee. Foto-Communities gab es schon vorher. Aber die Macher von Instagram hatten eine Lösung angeboten, wie Fotos blitzschnell hochgeladen werden konnten und wie jedes „noch so ranzige“ Foto mit einem Fotofilter bearbeitet toll aussieht. Das war für schüchterne Nutzer, die sich nicht für Superfotografen hielten, eine Bereicherung. Nutzer wollten ihre Momente jetzt teilen und ihnen eine besondere Ästhetik geben ? ein Feeling, einen Stil, einen Mood, der ihr Leben repräsentierte. Ein blitzschneller Upload und die Fotofilter erfüllten perfekt das Bedürfnis der ästhetischen (Selbst-)Darstellung.

  2. Motivation: Ich will es für mich und mein Umfeld machen. Das ist aus meiner Sicht die beste Basis. Wenn Sie merken, dass Sie für eine bestimmte Sache in Ihrem Leben gern eine App hätten, weil diese Ihnen helfen würde, etwas leichter zu machen, dann haben Sie einen echten Use-Case! Also ein echtes Nutzungsszenario aus dem Alltag und damit ein starkes Lösungspotenzial. Der Vorteil dieser Basis ist ganz schlicht und einfach Ihre Motivation. Denn um eine tolle App umzusetzen, brauchen Sie Begeisterung und Motivation ? oder Sie machen sich an der Motivation Ihres Kunden fest. Wie auch immer, jemand wird Motivation brauchen, denn diese ermöglicht es, zähe Phasen in der gesamten Entwicklung zu überstehen. Eine App ist ein relativ langwieriges Projekt, da müssen wir uns nichts vormachen. Vor allem, wenn es Ihre erste App ist.

    Basecamp

    Die beliebte Projektmanagement-Software Basecamp war in diesem Sinne auch keine neue Idee. Das Team von Basecamp (vorher 37signals) wollte einfach das fette Microsoft Project nicht benutzen. Zu viel, zu groß, zu voll. Also entwickelten sie ein eigenes Tool, das nur die wichtigsten Funktionen zum Projektmanagement anbietet. Entgegengesetzt der üblichen Einstellung „Mehr Features als die Konkurrenz anbieten“ boten sie deutlich weniger Features an ? und haben damit offene Türen eingerannt. Sie haben zur Entschlackung undurchdringlicher und unbezahlbarer Software beigetragen. Seit Basecamp gibt es Unmengen von schlanken Projektmanagement-Tools ? eines besser als das andere. Es ist lediglich eine Frage unserer primären Bedürfnisse und welches Tool diese am besten erfüllt. Wenn Sie mal schmökern wollen, was da so alles am Markt ist: http://www.capterra.com/project-management-software/

Recherchen für den Überblick

Nachdem also irgendwo in jemandes Kopf eine App-Idee geboren wurde und zu glucksen beginnt, sollte eine Recherche folgen. Kurz und schmerzlos, als Überblick. Gibt es eine solche App schon? Gibt es ähnliche Apps? Wie sehen diese aus, wie sind sie gemacht? Kann ich bzw. können wir es mit der Konkurrenz überhaupt aufnehmen oder müsste ich bzw. müssten wir dann ein zweites Facebook-Imperium aufbauen? Wollen wir ein Imperium oder eine coole Alternative anbieten? Könnte unser Tool Menschen aus unserem Netzwerk begeistern? Haben wir Budget, Nerven, genug Begeisterung, um solch ein Projekt durchzuziehen? Hat der Kunde all das?

Ich persönlich tendiere dazu, das Rad nicht neu zu erfinden, sondern eine App mit einem realen Kernnutzen zu starten. Ein echter Nutzen, den Sie bei sich oder in Ihrem Kunden-, Freundes-, Arbeits-, Hobby-Kreis identifiziert haben, kann genauso gut ein Nutzen für andere Menschen werden.

Ihre Begeisterung von einer Vereinfachung oder Bereicherung für Ihr eigenes Leben wird garantiert andere Menschen ansprechen, weil es für sie einen Mehrwert bedeuten kann. Und diese Menschen sind Ihre Zielgruppe. Selbst wenn Sie als Dienstleister (noch) nicht Ihre eigene App umsetzen, sondern es für Ihren Kunden tun, können Sie rechtzeitig herausfinden, wie begeistert Ihr Kunde ist. Wenn Ihr Kunde authentisch begeistert ist und etwas Hilfreiches erschaffen möchte, werden auch Sie Spaß am Projekt haben. Der gesamte Schaffensprozess einer App ist ein...

 

© 2009-2024 ciando GmbH