Systemarchitekturen für Verteilte Anwendungen - Client-Server, Multi-Tier, SOA, Event-Driven Architectures, P2P, Grid, Web 2.0

Jürgen Dunkel, Andreas Eberhart, Stefan Fischer, Carsten Kleiner, Arne Koschel

Systemarchitekturen für Verteilte Anwendungen

Client-Server, Multi-Tier, SOA, Event-Driven Architectures, P2P, Grid, Web 2.0

2008

305 Seiten

Format: PDF, Online Lesen

E-Book: €  34,99

E-Book kaufen

E-Book kaufen

ISBN: 9783446417458

 

Kapitel 6 Event-Driven Architecture (EDA) (S. 119-120)

Die im vorigen Kapitel betrachteten Service-orientierten Architekturen (SOA) bieten ein Konzept, um Software auf Basis der von ihnen angebotenen Dienste ( Services) zu strukturieren. Insbesondere können aus bestehenden Anwendungssystemen Services extrahiert und dann zu komplexen Geschäftsprozessen zusammengesetzt werden.

Dieser Architekturansatz ist sehr gut geeignet, wenn die zu unterstützenden Prozesse Ablauf-orientiert sind, d.h. durch einzelne Arbeitsschritte, Abfragen, Schleifen usw. beschrieben werden können. Eine solche Ablauf-orientierte Sicht auf Geschäftsprozesse stößt aber in vielen Anwendungsbereichen an ihre Grenzen. Denn in der Realität sind viele Geschäftsprozesse ereignisgesteuert: immer mehr Detailinformationen werden elektronisch in Form von Ereignissen bereitgestellt.

Dabei handelt es sich um fein-granulare Daten, die häufigen Updates unterworfen sind, und auf die in angemessener Weise möglichst in Echtzeit reagiert werden muss. Oder, wie es in einer Gartner-Studie heißt: ’the real world is mostly event driven’ [77]. Beispiele f ür solche ereignisgesteuerten Geschäftsprozesse gibt es viele: Logistische Prozesse, die eine zentrale Rolle in allen Wirtschaftsbereichen spielen, sind durch die Verarbeitung von Ereignissen bestimmt. Sie müssen bspw. auf den Eingang eines Werkstücks, das Beenden eines Fertigungsschritts oder das Auftreten eines Fehlers unmittelbar reagieren. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Lokalisierung und Identifizierung von Waren und Gegenständen, wie sie mittels RFID-Technologie ( Radio Frequency Identi.cation) erfolgen kann. Aber auch in vielen betriebswirtschaftlichen Anwendungen sind Ereignisse von zentraler Bedeutung: die Steuerung von Arbeitsabläufen (Workflows) ist durch den Eingang von Bestellungen, Aufträgen, Buchungen usw. bestimmt. Ein klassisches Beispiel ist der Wertpapierhandel: die Kauf-Entscheidung für eine bestimmte Aktie hängt von der Entwicklung von Dollarkurs, Goldpreis, Dow Jones usw. ab. Jede einzelne Kursänderung kann als ein Ereignis aufgefasst werden und muss ggf. bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt werden.

Im Business Activity Monitoring (BAM) werden die für alle Geschäftsprozesse relevanten Ereignisse in Echtzeit gesammelt und zu Daten verdichtet, um so kontinuierlich den aktuellen Status der kritischen Unternehmensprozesse bestimmen zu können. Auf Basis geeigneter Indikatoren lassen sich dann Entscheidungen fundierter treffen und die Prozesse dynamisch den Unternehmenszielen anpassen [17].

Wegen der Vielzahl der potenziell auftretenden Ereignisse und ihrer komplexen Wechselwirkungen lässt sich in den beschriebenen Szenarien kein vordefinierter Ablauf für einen Geschäftsprozess festlegen. Das prozessorientierte Konzept von SOA greift hier also nicht.

Speziell für solche Ereignis-getriebene Systeme wurde das Konzept der Event- Driven Architecture (EDA) von David Luckham an der Stanford University entwickelt [55]. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um eine Softwarearchitektur, die auf die Ereignisverarbeitung ausgerichtet ist, also das Erzeugen, Entdecken und Verarbeiten einzelner Ereignisse oder ganzer Ereignisströme als zentrale Architekturkomponenten beinhaltet.

Von Gartner wurde für eine Kombination von SOA und EDA der Begriff SOA 2.0 oder Advanced SOA geprägt.1 Als Hauptanwendungsgebiete werden dort u.a. Echtzeithandel in der Finanzbranche oder Verwaltung von RFID-Netzen identifiziert.

 

© 2009-2024 ciando GmbH