Einstieg in die Führungsrolle - Praxisbuch für die ersten 100 Tage

Helmut Hofbauer, Alois Kauer

Einstieg in die Führungsrolle

Praxisbuch für die ersten 100 Tage

2016

320 Seiten

Format: ePUB

E-Book: €  23,99

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ISBN: 9783446450264

 

2 Startvorbereitung

„Man muss viel gelernt haben, um über das, was man nicht weiß, fragen zu können.“

Jean-Jacques Rousseau, französischer Philosoph

Worum es geht …

Das Besondere am Neubeginn ist seine Einmaligkeit: Er lässt sich nicht wiederholen. Ein misslungener Einstieg lässt sich nicht mehr rückgängig machen. Es bleibt bestenfalls der Versuch, das Schlimmste auszubessern und den Schaden zu begrenzen, um im nächsten Schritt die Dinge wieder gerade zu rücken. Ein schlechter erster Eindruck aber wird lange nachwirken. Deshalb sollten Sie beim Wechsel in eine Führungsrolle nichts dem Zufall überlassen, sondern sich auf die neue Aufgabe gezielt vorbereiten und die wichtigsten Schritte sorgfältig planen. Kurz: Für einen erfolgreichen Start in die neue Führungsposition ist eine professionelle Vorbereitung unerlässlich.

Dieses Kapitel beschreibt, wie Sie sich systematisch vorbereiten können und so optimale Voraussetzungen für Ihren Führungsstart schaffen. Es behandelt folgende Themen:

  • wie Sie Rückhalt in Ihrer Familie für die neuen Belastungen finden,

  • wie Sie Ihre Freizeit anders organisieren können,

  • wie Sie sich von Ihrem früheren Arbeitsplatz verabschieden sollten,

  • auf was Sie in Ihrer Startposition besonders achten sollten,

  • wie Sie Klarheit über Ihre neue Funktion und deren Rahmenbedingungen gewinnen,

  • wie Sie Führungskompetenzen lernen können.

Wenn Sie heutige Führungskräfte fragen, ob das Unternehmen oder die Personalabteilung sie auf ihre Position vorbereitet hat, lautet die spontane Antwort oft sinngemäß: „Es gab keine“ (vgl. Interview 4 und 5). Unterschwellig nimmt man dabei Bedauern und einen leisen Vorwurf wahr. Interessant ist auch, dass die Befragten in der Regel unter „Vorbereitung“ eine dezidierte Einarbeitung, am besten durch den Vorgänger, verstehen.

Dies zeigt zweierlei: Zum einen ist das Informationsbedürfnis vor dem Antritt einer neuen Führungsposition extrem hoch. Zum anderen ist sehr detailliertes und auf die bevorstehende Herausforderung exakt zugeschnittenes Wissen gefragt. Außerdem lassen die Aussagen auf eine weitverbreitete Unsicherheit der angehenden Chefs schließen und das Gefühl, allein gelassen zu werden. Doch ‒ so sehr in dieser Situation der Wunsch nach einer leitenden Hand nachzuvollziehen ist ‒ der Arbeitgeber kann und will dies nur bedingt leisten. Er geht davon aus, dass Führungskräfte nicht nur für bestimmte Aufgaben und für die Mitarbeiter verantwortlich sind, sondern auch für sich und den eigenen Erfolg. Die erste wichtige Führungsaufgabe ist also, sich selbst durch die Vorbereitung zu führen. Das bedeutet: Sie müssen sich selbst Ihrer Stärken vergewissern, klären, welche Anforderungen die neue Position stellt, und an den Schwächen bzw. Entwicklungsfeldern arbeiten. Außerdem sollten Sie überlegen, wie Sie in Zukunft, trotz höherer Arbeitsbelastung, ein Familienleben organisieren können und Freundschaften pflegen. Ihr Privatleben ist die Basis für Ihre innere Orientierung und Leistungsfähigkeit und sollte deshalb nicht aus dem Blick geraten.

2.1 Persönliche Situation

Für viele angehende Chefs beginnt mit dem Schritt in die Führungsrolle ein neuer Lebensabschnitt. Sie haben viele Hürden genommen, um so weit zu kommen, und dieses Ziel über viele Jahre verfolgt. Nun ist es an der Zeit, sich auf die kommenden Herausforderungen einzustellen und über Erreichtes Bilanz zu ziehen. Am besten beginnen Sie damit bei Ihrer Person und Ihrem privaten Umfeld. Lassen Sie zuerst Ihren bisherigen Werdegang Revue passieren und halten Sie wichtige Etappenziele fest. Es geht darum, herauszufinden, was Sie bisher erfolgreich gemacht hat.

Wenn Sie den Blick in Ihre Vergangenheit richten, werden Sie merken, dass Sie in vielen Situationen selbst „Führung“ übernommen haben. Das kann im Ehrenamt, in der Familie oder im Beruf gewesen sein. Damit haben Sie bereits erste Erfahrungen erworben, auf die Sie aufbauen können.

ÜBUNG: Überlegen Sie, was für Sie gute Führung ausmacht. Stellen Sie sich dabei folgende Fragen:

  • Wie können und wollen Sie führen? Was ist Ihnen dabei wichtig?

  • Wer oder was ist für Sie in puncto Führung ein Vorbild (im positiven und negativen Sinn)?

Malen Sie dann auf ein Blatt Papier einen Zeitstrahl auf. Er steht für Ihren bisherigen Lebensweg. Tragen Sie darauf ein, wann Ereignisse stattfanden, die für Sie wichtig waren oder vieles veränderten. Stellen Sie sich dazu folgende Fragen:

  • Was waren die wesentlichen Schritte in Ihrem Leben (z. B. Ausbildung, Studium, Vereinstätigkeit, Umzug)?

  • Was haben Sie zu diesem Schritt beigetragen und was andere?

  • Welche Stärken und Schwächen erkennen Sie im Rückblick?

  • Wer hat Ihr Verständnis von Führung geprägt? Was daran wollen Sie für Ihre eigene Führungsarbeit übernehmen?

Als Ergebnis sollten Sie eine Skizze ähnlich Bild 2.1 erhalten.

Bild 2.1 Wichtige Lebensereignisse auf einem Zeitstrahl (Beispiel)

2.1.1 Motivation

Mit dem anstehenden Wechsel in die Führungsetage haben Sie ein wichtiges Ziel erreicht. Dafür mussten Sie Zeit und Energie investieren. Sie haben sich gegenüber den Mitbewerbern durchgesetzt und durch Ihre Leistungen und durch Ihre Persönlichkeit überzeugen können. Das bedeutet: Sie haben bereits bewiesen, dass Sie über eine große Antriebskraft verfügen. Aber wissen Sie auch, woher Sie diese Kraft nehmen? Was sind Ihre Antriebsfaktoren?

TIPP: Ziehen Sie Ihre persönliche Bilanz nicht am grünen Tisch

Überlegen Sie aber nicht nur am Schreibtisch, was auf Sie zukommt, sondern gehen Sie allein spazieren oder wandern. Bewegung hilft, eine andere Sicht auf die bevorstehenden Herausforderungen einzunehmen und klarer zu sehen. Auf diese Weise entwickeln sich oft neue Ideen.

Doch Vorsicht. Was Sie bisher erfolgreich gemacht und motiviert hat, muss sich nicht auch in der neuen Rolle bewähren. Ab jetzt gelten neue Gesetze. Über den Erfolg einer Führungskraft entscheiden andere Faktoren als bei einem Mitarbeiter. Grundsätzlich gilt: Die fachlichen Anforderungen nehmen ab, konzeptionelle und soziale Kompetenzen sind dagegen in höherem Maß gefordert. Um diesen Wandel gut zu bewältigen, sollten Sie sich über Ihre bisherigen Antriebsfaktoren Rechenschaft ablegen. Karriere zu machen hat in der Regel seinen Preis. Aber wenn Sie sich bewusst sind, warum Sie diesen Schritt gehen, werden Sie besser abwägen können, wo Ihre Grenzen sind und welchen Stellenwert für Sie private und familiäre Interessen haben. Diese Analyse kann Sie auch davor bewahren, unbewusst einer Motivation zu sehr nachzugeben. Sie hilft damit, das Ruder in der Hand zu behalten und das richtige Maß zu finden. Stellen Sie sich nun folgende Fragen:

  • Was sind Ihre Antriebsfaktoren?

  • Was motiviert Sie dabei?

  • Was fällt Ihnen zum Umgang mit diesen Antriebsfaktoren ein?

Tragen Sie Ihre Antworten in Tabelle 2.1 ein und ordnen Sie Ihre Antriebsfaktoren nach ihrer Wichtigkeit.

TIPP: Analysieren Sie Ihre Antriebsfaktoren ehrlich

Seien Sie ehrlich zu sich selbst. Einige Antriebsfaktoren werden Sie sich nur ungern eingestehen. Sie entsprechen in der Regel nicht den gesellschaftlichen Vorgaben, was man tut oder nicht, oder fallen sogar unter ein Tabu. Doch bedenken Sie: Je treffender Sie Ihre Motivation beschreiben, desto mehr wird Ihnen die Analyse nützen.

Tabelle 2.1 Antriebsfaktoren und Motivationsgrundlagen

Antriebsfaktoren

Was motiviert Sie dabei?

Ihre Priorisierung

Ihre Ideen zum Umgang mit diesem Antrieb

Gehalt

Beispiel:
eigenes Haus


Prio 1


Geld ist nicht alles
Geld auf die hohe Kante legen

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